ZAK-Zeitungs-Interview mit FC 07-Trainer Alexander Eberhart

FC 07-Trainer Alexander Eberhart

Bild: Wolfgang Weber (Foto Weber, Albstadt)

Abschied nach acht Jahren FC 07 Albstadt:

Trainer Alexander Eberhart im großen Interview

 

Eher ungewöhnlich:

Acht Jahre beim selben Klub

 

10.12.2022

Von Marcus Arndt (Sportredaktion Zollern-Alb-Kurier)

 

Alexander Eberhart verlässt den Fußball-Landesligisten FC 07 Albstadt nach dieser Runde. Vor der Winterpause informierte er die Mannschaft und die Verantwortlichen, „damit diese planen können“. Der erfahrene Coach wird eine Lücke in der Sportstadt hinterlassen.

 

Die Entscheidung sei ihm schwergefallen, betont der A-Lizenzinhaber, welcher seit über sieben Jahren beim Traditionsklub in der Sportstadt arbeitet. Eine intensive und kräftezehrende Zeit für den ehemaligen Drittliga-Spieler. Dieser hat noch keinen neuen Verein und sucht auch keinen.

Der Eberhart-Entschluss kommt für die Protagonisten neben dem Platz nicht überraschend, bereits im vergangenen Jahr hatte Eberhart seinen Abschied vage angekündigt. In der Rest-Saison möchte er mit den Blau-Weißen „ein paar Plätze gut machen“. Das Potenzial besitzen die Albstädter, die in den vergangenen Wochen den Kontakt zu den Aufstiegsplätzen verloren haben. „Eine Mischung aus Pech und Unvermögen“, sagt Eberhart, der auf eine ereignisreiche Trainertätigkeit zurückblickt. Was nach seinem Engagement beim FC07 kommt? „Das steht in den Sternen“, sagt der 48-Jährige.

 

Herr Eberhart, nach acht Jahren verlassen Sie die Nullsiebener am Saisonende. Weshalb?

Alexander Eberhart: Acht Jahre sind heutzutage schon eine ziemlich lange Zeit. Deshalb habe ich für mich entschieden, aufzuhören und dies frühzeitig dem Vorstand mitgeteilt. Wenn ich mir Bilder von der Anfangszeit anschaue oder an all die Verantwortlichen denke, welche ich kommen und gehen sah, dann ist das in der heutigen Schnelllebigkeit schon eine unfassbar lange Zeit.

 

Fiel der Abschied schwer?

Ja, definitiv. Natürlich fällt einem so eine Entscheidung nicht leicht und ich habe auch eine ganze Zeit lang abgewogen, was nun Sinn macht und was nicht. Aber meine innere Stimme sagte: „Alex, es ist der Zeitpunkt gekommen.“ Es war nicht einfach, es den Spielern und den Verantwortlichen mitzuteilen. Es war schon sehr emotional.

 

Es liegen fast 16 Jahre als Trainer im Amateurfußball hinter Ihnen. Ist es Zeit für eine Pause oder suchen Sie nochmals eine neue Herausforderung?

Eine Pause würde mir guttun. Es war schon eine intensive und kräftezehrende Zeit. Würde etwas Interessantes aufkommen, sich irgendeine Chance auftun, dann kann man schon darüber nachdenken, ansonsten werde ich ab Sommer meine Frau verwöhnen und ihr jeden Wunsch von den Lippen ablesen, um in der Märchenwelt zu sprechen (lacht).

 

Zurück auf den Platz. In dieser Runde startet Albstadt ambitioniert, reiht sich nach der ersten Saisonphase aber nur an siebter Stelle ein. Welche Ziele verfolgen Sie nach der Winterpause?

Unser Ziel für die Rest-Saison ist es, eine ähnlich gute zweite Halbserie zu spielen wie in der vergangenen Runde. Ansonsten möchten wir in der Tabelle noch etwas hinaufklettern und die kommenden 15 Begegnungen nutzen, um so viele Punkte wie möglich zu holen.

 

Die vergangenen Monate verliefen in Phasen. Nach Rang eins im September reichte die Konkurrenz Ihr Team sukzessive in der Tabelle durch. Welches Fazit ziehen Sie bislang?

Es sind alles sehr enge Spiele, was die Tabellensituation auch widerspiegelt. Die erste Hälfte der Hinrunde verlief mit Ausnahme der deutlichen Auftaktniederlage gegen Laupheim vielversprechend: mit einem Lauf von sieben Siegen in Serie. Allerdings war es in der zweiten Hälfte der Hinrunde und zu Beginn der zweiten Halbserie genau umgekehrt. Vieles kam zusammen, obwohl wir nicht schlechter gespielt haben, haben wir nur eine überschaubare Anzahl an Punkten geholt. Aber Tore in der Nachspielzeit und individuelle Fehler, die ich so in der Form auch noch nicht erlebt habe, brachen uns öfters das Genick, sodass uns in der Summe schon so um die fünf bis sechs Zähler fehlen, die eigentlich leicht zu erreichen gewesen wären. Dann würden wir deutlich besser stehen…

 

Zurück zu Ihnen. Vom klassentieferen SV Rangendingen kamen Sie 2015 zum FC07, welcher sportlich schwächelte. Was gab damals den Ausschlag?

Ja das stimmt, die Mannschaft steckte als ich sie übernommen habe in einer sehr schwierigen Phase. Doch es war gerade diese Herausforderung, die mich damals gereizt hat. Die Albstädter waren und sind eine der Top-Mannschaften im Zollernalbkreis, haben eine gewisse Strahlkraft – somit war für mich ganz klar, dass es eine sehr interessante Aufgabe werden würde.

 

Sie haben schwierige Jahre mit den Blau-Weißen in der Verbands- und Landesliga durchlebt. An welche positiven Dinge erinnern Sie sich zurück?

Wenn ich so darüber nachdenke, dann kommt mir zuallererst unsere Siegesserie ganz am Anfang meiner Zeit beim FC07 in den Sinn. Damals steckten wir als Tabellenletzter ziemlich tief im Schlamassel, haben es dann aber geschafft, uns wieder zu fangen und elf Spiele hintereinander ungeschlagen zu bleiben und schließlich auch den Verbleib in der Verbandsliga geschafft. Unvergessen: Der 2:2-Ausgleich im letzten Spiel durch unseren damaligen Torhüter Mario Aller in der Nachspielzeit gegen Böblingen – was letztendlich den sicheren Klassenerhalt bedeutet hat. Das Viertelfinalspiel im württembergischen Verbandspokal in Essingen, das wir leider im Elfmeterschießen verloren haben, war sicherlich auch ein sportliches Highlight. Was aber noch mehr ins Gewicht fällt, abgesehen von Siegen und Niederlagen, ist die Tatsache, dass ich tolle Menschen kennengelernt habe, die mir immer das Vertrauen geschenkt und mich in allen Phasen unterstützt haben und jetzt in all den Jahren eine Freundschaft entstanden ist.

 

Und negativ…

Wir mussten über die Jahre ein paar herbe Enttäuschungen einstecken. Mit eine der größten war sicherlich unser Abstieg vor vier Jahren in die Landesliga. Wohl noch ärgerlicher verliefen jedoch unsere Versuche, wieder aufzusteigen. Viele Male lief es gut, bis uns Corona mehrfach einen Strich durch die Rechnung machte. Während der Hinrunde 2019/2020 lieferten wir uns ein regelrechtes Kopf-an-Kopf-Rennen um die Tabellenführung mit dem VfB Friedrichshafen. Wir lagen gleichauf und da wir uns noch mitten in der Saison befanden, sah es für uns eigentlich ganz gut aus. Doch dann wurde die Runde aufgrund der Pandemie erst unter- und dann abgebrochen. Friedrichshafen stieg über die Quotientenregelung auf, beide 2,44 aber Friedrichshafen war drei Tore besser. Ein Jahr später dasselbe in grün: Wieder spielten wir einen super Fußball, gewannen neun von zehn Spielen, nur um am Ende erneut zusehen zu müssen, wie die Runde plötzlich beendet und die Ergebnisse annulliert wurden. All das war sehr, sehr ärgerlich, hat uns aber sicherlich auch zusammengeschweißt. Es sind eben doch die Misserfolge, die zeigen, wie charakterstark die Mannschaft und der Verein wirklich sind.

 

Sie haben viel er- und durchlebt. Insgesamt 15 Jahre lang waren Sie als Trainer tätig – was hat sich in dieser Zeit im Umgang mit den Spielern, dem Spielbetrieb geändert?

Es hat sich schon viel verändert. In der Gesellschaft allgemein hat sich viel gewandelt und das spiegelt sich selbstverständlich auch im Fußball wider. Sowohl bei den Zuschauern als auch bei den Spielern selbst. Ich denke, dass ein wesentlicher Unterschied darin besteht, dass der Fußball für viele früher praktisch an erster oder zweiter Stelle kam. Heutzutage dagegen sind viele Dinge wichtiger, soll heißen, viele legen ihre Prioritäten anders als früher. Entsprechend wirkt sich das auf alle Ebenen auf und neben dem Platz aus: weniger Zuschauerzahlen, fehlende Schiedsrichter oder geringere Trainingsbeteiligung. Laut Trainerkollegen kann der Grund für eine Trainingsabsage schon einmal sein, dass der Kanarienvogel Namenstag hat.

 

Was hat sich im Laufe der Zeit in der Trainerarbeit verändert?

Früher war der Inhalt und die Trainingsgestaltung die wichtigste Aufgabe eines Trainers. Das hat sich meiner Meinung nach geändert. Heutzutage ist die Mannschaftsführung und der Zugriff auf die Spieler Priorität Nummer eins.

 

Anfang März beginnt die Rest-Saison. Wer hat im weiteren Saisonverlauf die besten Chancen, um aufzusteigen?

Da benötigt man fast schon einen Würfel. Das ist nur schwer vorauszusagen, da alle vorderen Mannschaften schon eine schlechtere Phase hinter sich haben und tabellarisch sechs, sieben Teams noch sehr gute Chance besitzen, Platz eins oder zwei zu erreichen.

 

Und wer tut sich schwer?

Bei so vielen Absteigern in dieser Spielzeit haben es die hinteren Mannschaften, welche schon einen großen Rückstand zum rettenden Ufer haben, schwer. Aber da gibt es wiederum Vereine, die das sportliche Abschneiden als Chance sehen, in der Bezirksliga wieder vorne mitzuspielen, mehr Derbys zu haben und somit auf den ersten Blick zwar als Verlierer aber beim zweiten Hinsehen als Gewinner hervorzugehen.