
ZAK-Interview mit Mannschaftskapitän Armin Hotz und Vize „Samed“ Akbaba
Armin Hotz „Samed“ Akbaba
Gemeinsamer Jubel: Mit dem FC 07 Albstadt peilen Abdussamed Akbaba und Armin Hotz (rechts) den Aufstieg in die Verbandsliga an.
Fotos: Dieter Frank (FC 07 Albstadt)
Armin Hotz und Abdussamed Akbaba im Interview mit der Tageszeitung ZOLLERN-ALB-KURIER:
Albstädter Wiederaufstieg steht über allem
27.11.2020
Von Matthias Zahner (ZOLLERN-ALB-KURIER)
Nach dem wenig ruhmreichen Abstieg 2019 befand sich der FC 07 Albstadt in der vergangenen Runde auf dem besten Weg zum Landesliga-Meistertitel. Der Saisonabbruch und die angewandte Quotientenregel verhinderten jedoch den direkten Wiederaufstieg. Bis heute wirkt die WFV-Entscheidung noch nach.
Armin Hotz und Abdussamed Akbaba mussten als Kapitän und „Vize“ ihr Team nach der verpassten Verbandsliga-Rückkehr aufrichten und streben nun mit den Albstädtern ins württembergische Oberhaus. Bisher dominiert der FC 07 die Konkurrenz in der Landesliga und steht zurecht auf Platz eins.
Seit Donnerstag ist klar, dass in diesem Jahr der Ball nicht mehr rollt. Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen?
Armin Hotz: Die Situation ist für uns nach dem ersten Halbjahr 2020 ja keine unbekannte mehr. Es war auch nicht unvorhersehbar, dass die Saison im Amateurbereich noch mal unterbrochen werden muss. Dennoch ist die Ungewissheit, wann und vor allem wie es weitergeht, nicht optimal.
Abdussamed Akbaba: Wir wollten dieses Jahr alle Spiele spielen, aber es war leider zu erwarten. Die Gesundheit der Menschheit ist natürlich wichtiger als alles andere, jedoch samstags nicht mehr auf dem Platz zu stehen, schmerzt.
Wie sehr fehlt Ihnen der Fußball?
Akbaba: Sehr. Es ist, als würde man einem Kind das Lieblingsspielzeug wegnehmen.
Hotz: In den ersten Wochen war es auch ganz schön, mehr Freizeit zu haben. Mittlerweile juckt es aber doch wieder sehr im Fuß.
Auf das Mannschaftstraining mussten Sie jetzt lange verzichten. Dies ändert sich auch auf unbestimmte Zeit nicht. Dem Vernehmen nach gelten Laufschuhe als natürlicher Feind eines jeden Fußballers. Wie groß ist der innere Schweinehund, den es ohne das Teamgefühl zu überwinden gilt?
Hotz: Nachdem wir mit dem Teil-Lockdown sportlich von hundert auf null gefahren wurden, ist die Überwindung selbst Laufen zu gehen, nicht sehr groß. Dabei geht es aber eher darum, für einen sportlichen Ausgleich zum Alltag zu sorgen. Im Hinblick darauf, dass die Saison wahrscheinlich vor März nicht fortgesetzt wird, ist es aber eher schwierig, das Fitnesslevel über die nächsten drei Monate zu halten.
Akbaba: In der jetzigen Zeit gibt es viele Möglichkeiten, sich fit zu halten. Nicht nur Waldläufe, auch Home-Workouts stehen auf der Liste. Schwierig ist nur der Anfang. Wenn man mit dem Training mal begonnen hat, kommt der Rest von allein.
Eine ähnliche, bis dato unbekannte Situation, stellte sich im Frühjahr dar. Zunächst wurde die Runde unter- und schließlich abgebrochen. Albstadt stieg wegen des Torverhältnisses nicht auf. Wie war Ihre Gefühlslage, nachdem klar war, dass Ihr Team nur Zweiter ist?
Akbaba: Es war ein großer Rückschlag. Du kämpfst das ganze Jahr über durch und bist dick dabei, um dann doch in Anführungsstrichen bestraft zu werden. Erst nach mehreren schlaflosen Nächten habe ich die Entscheidung akzeptieren können.
Hotz: Für mich war die Entscheidung schwer zu akzeptieren. Das Zustandekommen der Tabelle zum Zeitpunkt des Abbruchs fühlte sich einfach nicht fair an, unsere Arbeit der gesamten Saison wurde einfach zunichtegemacht. Nach dem Abstieg 2019 aus der Verbandsliga wollten wir wieder direkt aufsteigen; das wurde uns verwehrt.
Wie haben Sie sich von diesem Rückschlag erholt?
Akbaba: Wir haben uns geschworen, weiterzumachen. Wir haben jedem gezeigt: Mit dem FC 07 Albstadt ist zu rechnen. Das Motto war Kopf hoch, Brust raus und noch einmal beweisen, dass wir in die Verbandsliga gehören.
Hotz: Bis zum Start der neuen Runde hatten wir viel Zeit, das Ganze sacken zu lassen. Ganz abgehakt ist die letzte Saison aber noch nicht. Letztendlich ist es aber das Beste, zusätzliche Motivation aus der letzten Saison zu ziehen und zu versuchen, es gar nicht mehr so knapp werden zu lassen.
Saisonübergreifend hat der FC 07 Albstadt in 24 Spielen nur zweimal verloren und dreimal unentschieden gespielt. Was macht Ihre Mannschaft so stark?
Akbaba: Ich denke, dass wir viel Erfahrung in die Saison mitnehmen. Wir haben viele junge Spieler, die bereits mehrere Jahre in der Verbandsliga gespielt haben. Zudem haben wir viel individuelle Klasse. Zusammen mit der mannschaftlichen Kompaktheit ergibt sich die perfekte Mischung. Auch im Training herrscht immer gute Stimmung. Hinzu kommen unser Siegeswille und der Wunsch des Wiederaufstiegs.
Auf was kommt es im Meisterschaftsrennen an, Herr Hotz?
Hotz: Wichtig ist, immer die Ruhe zu bewahren und jedes Spiel fokussiert anzugehen. Wir möchten nach jedem Spieltag oben in der Tabelle stehen. Denn aus der letzten Saison wissen wir: Es wird nicht immer erst am Schluss abgerechnet.
Die Albstädter Bilanz in dieser Spielzeit mit neun Siegen und nur einem Unentschieden liest sich fast makellos. Wie sehr ärgert Sie das 1:1 daheim gegen den SV Ochsenhausen?
Hotz: Zehn Siege aus zehn Spielen wären grandios gewesen. Aber nicht nur deshalb war das Unentschieden sehr ärgerlich; wir haben in dem Spiel wirklich keine gute Leistung gezeigt. Dennoch müssen wir auf dem Boden bleiben und dürfen nicht erwarten, jedes Spiel zu gewinnen. Wichtig war, dass wir in der folgenden Woche in Mietingen die richtige Reaktion gezeigt haben.
Akbaba: Wir möchten alle Spiele gewinnen, das ist klar. Aber auch die größten Teams der Welt stolpern unerwartet. Es war ärgerlich, aber das Spiel hat uns noch stärker gemacht. Eine Woche drauf haben wir in Mietingen 6:0 gewonnen, das beweist Charakter.
Ihr Team musste nur zwei Gegentore hinnehmen. Wo liegen die Gründe?
Hotz: Wir arbeiten dieses Jahr als Mannschaft sehr gut gegen den Ball. Jeder ist heiß auf den Zweikampf und sich für keinen Weg zu schade. Das eine oder andere Mal hatten wir aber auch das nötige Quäntchen Glück und einen starken Torwart.
Akbaba: Ich kann Armin nur zustimmen. Wir arbeiten als Team. Sowohl in der Defensive als auch in der Offensive. Wir möchten das Spiel bestimmen, weshalb wir auch den Ball überwiegend in unseren Reihen halten möchten. Alle arbeiten gegen den Ball; das ist der Grund, warum wir wenig Gegentore kassieren.
Sie sind in jedem Spiel der Favorit. Wie gehen Sie damit um?
Hotz: Wir sind uns unserer Qualitäten durchaus bewusst, versuchen aber jedes Spiel hoch konzentriert anzugehen und dem Gegner von Beginn an den Schneid abzukaufen. Man muss sich dann auch über einen in Anführungszeichen dreckigen Sieg gegen häufig tief stehende Gegner freuen können und darf nicht von jedem Spiel einen fußballerischen Leckerbissen erwarten.
Akbaba: Bereits unter der Woche im Training geben wir Vollgas. So wie man trainiert, so spielt man auch am Samstag. Wir unterschätzen keinen Gegner und nehmen alle Spiele ernst.
Sie sprechen das Training an. Welchen Anteil hat Alexander Eberhart am Erfolg?
Akbaba: Alex ist mit seiner Leidenschaft ein sehr wichtiger Teil der Mannschaft. Sportlich hat er sich in seiner Karriere sowohl als Spieler als auch Trainer bereits bewiesen. Aber viel wichtiger ist, dass er auch einen guten Charakter hat, das Verhältnis zwischen der Mannschaft und Alex ist super. Er hat sich mit dem Verein identifiziert.
Hotz: Alex schafft es vor jedem Spiel, die nötige Spannung aufzubauen und uns bestens auf den Gegner einzustellen. Auch spielerisch haben wir über die letzten beiden Jahren einen großen Schritt nach vorne gemacht.
Der eine oder andere Verein hätte Sie gerne als Spielertrainer verpflichtet. Eine Aufgabe, die Sie sich vorstellen können?
Hotz: Das Interesse der Vereine ist eine große Ehre für mich. Das Amt als Spielertrainer bei einem Verein zu übernehmen, wäre für mich eine sehr reizvolle Herausforderung.
Sie spielen schon lange mit Ihrem Bruder Andreas zusammen – etwas Besonderes oder ist er ein Teamkollege wie jeder andere?
Hotz: Ganz klar etwas Besonderes. Auch nach all den Jahren und den vielen gemeinsamen Spielen ist es immer schön mit Andi auf dem Platz zu stehen.
Auch Sie, Herr Akbaba, standen in der Saison 2013/14 mit Ihrem Bruder Mehmet für den FC 07 auf dem Platz. Seit dieser Saison ist er Spielertrainer beim TSV Boll. Ist es ein Ziel, noch mal mit ihm zusammen zu kicken?
Akbaba: Mehmet macht einen tollen Job in Boll. Er konnte alle Pflichtspiele gewinnen. Sie stehen auf Platz eins und im Bezirkspokal-Finale. Es war leider nur eine kurze Zeit mit ihm hier in Albstadt. Mein Wunsch ist es definitiv, erneut mit ihm auf dem Platz zustehen. Wir stehen sehr eng zueinander und tauschen uns oft aus. Ich bin mir sicher, dass sich unsere Wege erneut kreuzen werden.
Noch keine Gespräche
Seit zwölf Jahren spielt Armin Hotz für die Aktiven des FC 07 Albstadt, seit fünf Jahren trägt er die Kapitänsbinde. „Ich habe einige Höhen und Tiefen mitgemacht, da hängt mein Herz natürlich am Verein. Der Abstieg im Jahr 2019 war für mich sehr schmerzhaft. Daher wäre der zweite Aufstieg in die Verbandsliga für mich etwas ganz Besonderes“, sagt der aus Stetten a.k.M. stammende Defensivspieler. Ob der 30-Jährige auch in der nächsten Runde für die Nullsiebener aufläuft? „Wegen der nächsten Saison haben wir noch keine Gespräche geführt“, sagt er. Auch Vize-Spielführer Abdussamed Akbaba hat noch keine Entscheidung getroffen. „Das ist noch zu früh, darüber zu reden. Ich konzentriere mich auf dieses Jahr und möchte unbedingt mit dem FC 07 Albstadt Meister werden“, so der 27 Jahre alte Innenverteidiger, der seit 2012 ein Blau-Weißer ist.
Anmerkung der FC 07-Homepage-Redaktion:
Selbstverständlich hat der FC 07 Albstadt die zielstrebige Absicht, beide verdiente Akteure über die aktuelle Saison hinaus weiterzuverpflichten – wird die Gespräche zeitnah umsetzen.





