
ZAK-Interview mit GF-Vorstand Jürgen Pfaff
Jürgen Pfaff – geschäftsführender Vorstand I
Bild: Wolfgang Weber (Foto Weber, Albstadt)
Vorstand Jürgen Pfaff im Interview der Zeitung Zollern-Alb-Kurier:
„Der FC 07 Albstadt ist auf einem guten Weg, aber…“
Von Matthias Zahner (Sportredaktion Zollern-Alb-Kurier)
Herr Pfaff, Alexander Eberhart hat dem Verein Ende November mitgeteilt, dass er zum Saisonende seine achtjährige Trainertätigkeit beim FC 07 beenden wird. Wie lange haben Sie versucht, ihn umzustimmen?
Jürgen Pfaff: Die Entscheidung kam nicht ganz überraschend. Alex hat schon bei den Gesprächen 2021 angekündigt, dass es wohl seine letzte Saison sein wird. Wir haben uns im November zusammengesetzt, waren aber davor auch im ständigen Austausch. Wir haben alle Für und Wider besprochen und kamen zum Entschluss, dass es jetzt halt so sein muss. Klar ist es schade, aber es bleibt eine tiefe Freundschaft mit Alex.
Wie weit ist die Nachfolger-Suche?
Wir haben schon mit Kandidaten gesprochen. Der Auswahlprozess läuft und wir hoffen, dass wir im Laufe des Januars auch Vollzug melden können.
Wäre ein Spielertrainer denkbar oder soll es ein Coach an der Seitenlinie sein?
Es gibt keine Denkverbote. Wir geben aber jetzt keine Wasserstandsmeldungen ab und kommentieren keine Namen. Da bitte ich jetzt einfach um Geduld.
Planen Sie mit Winterneuzugängen für das Landesliga-Team?
Nein. Die Kaderstärke ist ausreichend. Wir hoffen, dass alle angeschlagenen Spieler wieder in die Wintervorbereitung einsteigen können. Pascal Seil hat sich im vorletzten Spiel vor der Winterpause leider einen Kreuzbandriss zugezogen. Der fällt für die restliche Rückrunde aus. Zudem geht Sinisa Stanojevic aus beruflichen Gründen zum FV Rot-Weiß Ebingen zurück.
Im Sommer verpflichtete der FC 07 neun Spieler. Denis Mazrekaj, der von den Young Boys Reutlingen kam, hat mit 13 Saisontoren voll eingeschlagen. Dominik Bentele musste anfangs eine Sperre aus Empfinger Zeiten absitzen und hatte dann mit Verletzungen zu kämpfen. Wie zufrieden sind Sie allgemein mit den Neuzugängen?
Insgesamt sind wir zufrieden. Wir freuen uns, dass Denis Mazrekaj so gut trifft. Unglücklich war, dass Dominik Bentele und Pascal Seil in ihrem letzten Spiel für Empfingen noch die Rote Karte gesehen haben und die ersten sechs Pflichtspiele bei uns gesperrt waren. Dominik hatte dann Verletzungsprobleme, ist jetzt aber auf einem guten Weg und ist heiß auf die restliche Rückrunde.
In diese geht der FC 07 als Tabellensiebter. Zwischenzeitlich dachte man, dass die Albstädter durchmarschieren. Dann kam ein Einbruch. Welche Gründe haben Sie dafür ausgemacht?
Das ist schwierig zu sagen. Wir haben zwar auch Spiele verdient verloren, hatten aber auch mehr als unglückliche Niederlagen. Beim 1:2 daheim gegen Weiler hat der Gegner zweimal auf unser Tor geschossen. Und wir hatten unglaubliches Pech mit Pfostenschüssen. Ich glaube, die wissen heute noch nicht, wie sie hier gewonnen haben. Wenn man diese Spiele nicht selber gesehen hat, glaubt man sowas nicht. Irgendwann kam der Kopf dazu und man war vielleicht nicht mehr so frei. Deshalb war es ganz gut, dass nun die Winterpause gekommen ist.
Zu Spitzenreiter Rot-Weiß Weiler fehlen bereits zehn Punkte. Ist der Aufstieg, den sie bei Ihrem Amtsantritt als Ziel ausgegeben haben, in dieser Saison noch Thema in Albstadt?
Wenn man mal zehn Punkte Rückstand hat, ist es schwer, vom Aufstieg zu reden. Wir haben vor der Saison auch nicht unbedingt vom Aufstieg geredet. Wir denken jetzt von Spiel zu Spiel und wollen versuchen, so viele Punkte wie möglich zu ergattern. Und dann sieht man, was dabei rauskommt.
Das Topspiel gegen Rot-Weiß Weiler wollten rund 200 Zuschauer sehen. Die Derbys, die in der Landesliga wahrscheinlicher sind, locken mehr Besucher ins Albstadion. Wie attraktiv ist die Verbandsliga überhaupt für den FC 07?
Rein sportlich und vom Renommee ist die Verbandsliga schon eine interessante Spielklasse, weil sie die höchste im Württembergischen Fußballverband ist. Aber klar: Zuschauertechnisch oder finanziell würde es keine großen Vorteile bringen.
Wie zufrieden sind Sie mit der Besucherresonanz allgemein?
Eigentlich sind wir mit den Zahlen nicht unzufrieden. Das ist seit Jahren ein hoch diskutiertes Thema. Wenn wir mal eine gute Serie haben, sind es vielleicht 50 Zuschauer mehr, als wenn wir nicht so gut dastehen. Ich glaube, dass der Amateurfußball zu viel Konkurrenz mit der Bundesliga hat. Das geht aber anderen Vereinen auch so.
Seit dieser Saison geht Ihr Klub wieder mit einer zweiten Mannschaft in der Kreisliga B an den Start. Damit haben Sie eines Ihrer Ziele bereits erreicht. Wie wichtig war es für den Verein, einen Unterbau zu installieren?
Sehr wichtig. Die Mannschaft entwickelt sich richtig gut. Es sind tolle Jungs, die sich zusammen mit dem Trainerteam voll in den Verein einbringen. Uns war wichtig, dass das Team positiv nach außen auftritt – und das tut es. Eine neue Mannschaft zu installieren und über kurz oder lang einen Aufstieg zu realisieren braucht einfach seine Zeit. Wir wollen mit der Mannschaft nicht in der Kreisliga B bleiben.
Im Nachwuchsbereich hat der FC 07 keine A-Jugend gemeldet. Kann diese Lücke in naher Zukunft geschlossen werden?
Wir haben mal versucht, eine A-Jugend aus der Retorte zu erheben. Das hat aber nicht funktioniert. Wir sind uns einig, dass sowas organisch wachsen muss. Von den Bambini bis zur wieder gemeldeten B-Jugend funktioniert es sehr gut. Im Jugendbereich haben wir aber nach wie vor Nachholbedarf. Durch kontinuierliche und gute Arbeit wollen wir wieder alle Jugenden besetzen. Und da sprechen wir erst einmal von Quantität. Wir haben in der Jugendabteilung tolle Trainerinnen und Trainer sowie engagierte Eltern, die ich nicht genug loben kann. Wir konnten in den letzten zwei Jahren die Zahl der Jugendtrainer annähernd verdoppeln und haben einen enormen Zulauf an Kindern und Jugendlichen.
Sie wollten auch das öffentliche Bild des Vereins verbessern. Welches Fazit ziehen Sie unter Ihre zweijährige Amtszeit?
Wir sehen am Zulauf in der Jugend, dass wir öffentlich positiv wahrgenommen werden. Wir dürfen nicht den kurzfristigen Erfolg suchen, sondern müssen langfristig sportlich und wirtschaftlich solide arbeiten. Der FC 07 Albstadt ist auf einem guten Weg, aber der ist lang. Auch die Absage des Burger-King-Super-Cups ist eine Entscheidung, die sich letztlich positiv auf den Verein auswirken wird, weil wir für diese eine Großveranstaltung kleinere und für die Fußball-Familie des FC 07 wichtigere Outdoor-Veranstaltungen gestalten werden.
Weil die Stadt Albstadt überraschend den Umbau der Zollernalbhalle für Juli 2023 ankündigte und dort der Burger-King-Super-Cup auf lange Sicht nicht möglich gewesen wäre, handelte der FC 07 und cancelte das geplante Hallenturnier im Januar. Nun votierte der Gemeinderat doch gegen den Umbau. Ihre Meinung zu den Vorkommnissen?
Wir haben über die Presse erfahren, dass unsere Termine nach 2023 storniert worden sind. Über die mangelnde Kommunikation haben wir uns sehr geärgert. Das habe ich der Stadt auch entsprechend mitgeteilt. Für den 11. Januar ist auch ein runder Tisch anberaumt. Wir haben uns aufgrund der ersten Mitteilung der Stadt im Vorstand zusammengesetzt und unser Veranstaltungskonzept auf den Prüfstand gestellt. Der Gemeinderat hat nun eine Rolle rückwärts gemacht. Jetzt weiß keiner, wie es weitergeht. Aber wir schauen jetzt nach uns und planen ohne unser Hallenturnier in der Zollernalbhalle.
Wie viele Teams hatten sich angemeldet und wie schwer fiel die Entscheidung, das Traditionsturnier ausfallen zulassen?
Ich meine, es waren circa 20 Mannschaften. Es wäre wohl nur unter größten Anstrengungen noch möglich gewesen, 36 Teams zusammenzubekommen, um das Turnier über drei Tage stattfinden zu lassen. Zwei Tage wären wirtschaftlich nicht wirklich attraktiv gewesen. Durch das grundsätzliche Umdenken und der geplanten Neukonzeption unserer Veranstaltungen haben wir uns letztlich zur Absage entschieden. Es war sicher keine leichte Entscheidung. Aber sogar unser zweiter Geschäftsführender Vorstand Jürgen Estler als Begründer dieses Turniers war der Meinung, dass es unter diesen Umständen die richtige Entscheidung ist.





