Presseberichte zum Thema: WFV-Vorschlag – Saisonabbruch – Antrag von 34 Zweitplatzierten abgelehnt

+++  Mitteilungen aktualisiert am Montag, 15.06.2020, 23:00 Uhr  +++

 

Zu Beginn folgende Erläuterungen:

Der WFV-Verbandsvorstand teilte am Montag, den 15.06.2020 durch öffentlich verbreitete Meldung mit, daß ein gemeinsamer Antrag der 34 in diversen Ligen zweitplatzierten Vereinen, darunter der FC 07 Albstadt, abgelehnt wurde (auch publiziert auf unserer Homepage). Dazu mehr im folgenden Pressebericht:

 

Montag, 15.06.2020 (abends)

Zollern-Alb-Kurier – Online-Ausgabe

Vorschlag abgelehnt: Kein Aufstieg für die Tabellenzweiten

Von Matthias Zahner

 

Der WFV hält daran fest, bei einem Saisonabbruch nur die Meister aufsteigen zu lassen. Federführend der TSV Frommern und weitere 32 Vereine – darunter auch der FC 07 Albstadt, die SG Weildorf/Bittelbronn und der TSV Stein – hatten beim Württembergischen Fußballverband (WFV) einen Antrag eingereicht, der den Aufstieg für die Zweitplatzierten beinhaltete.

Der Verbandsvorstand entschied jedoch, „an seinem bisherigen Beschlussvorschlag festzuhalten“, heißt es in der gestrigen WFV-Mitteilung.

Aus dem Antrag ergeben sich „keine neuen Argumente gegenüber der bisherigen Entscheidungsgrundlage“, begründet der Verband. „Die zweitplatzierten Vereine besitzen am Ende der Spielzeit kein Aufstiegsrecht, sondern lediglich eine

Aufstiegschance beziehungsweise das Recht an der Relegationsrunde teilzunehmen“, schreibt der WFV.

 

WFV befürchtet zu viele Spiele

Ein Aufstieg aller Zweitplatzierten würde, so der Verband, für alle weiteren Vereine in der höheren Staffel durch einen verstärkten Abstieg in der kommenden Saison zu großen Härten führen. „Es wären Staffelgrößen von bis zu 24 Vereinen zu erwarten, was eine Ansetzung von 46 Spieltagen bedeuten würde, dies ohne Pokal- und Relegations- beziehungsweise Aufstiegsspiele. Eine Saisonplanung unter diesen Voraussetzungen ist unrealistisch.“

 

Vieth: „Es ist erschreckend“

Uwe Vieth vom TSV Frommern zeigte sich mit der Entscheidung nicht einverstanden: „Es ist erschreckend, dass mit keiner Silbe auf unsere Forderung der Gleichbehandlung und der Fairness für alle Vereine eingegangen wird. Wir haben nicht den Antrag gestellt, dass die Zweitplatzierten aufsteigen müssen – das ist nur ein Folge daraus – sondern, dass es bei einem Saisonabbruch keine Verlierer geben darf. Natürlich ist allen bewusst, dass es zu organisatorischen Änderungen kommen muss – aber mit Kreativität und Wille ist das möglich.“

 

„Keine Erfolgsaussichten“ für den FC 07

Albstadt hatte derweil auf einen Härtefall gehofft, da der Landesligist nur wegen des schlechteren Torquotienten nicht aufsteigen würde. Auch diesen Antrag prüfte der WFV. „Allerdings sehen wir im Moment keine Erfolgsaussichten“, erklärte WFV-Pressesprecher Heiner Baumeister auf Nachfrage.

 

Abstimmung bis Samstag möglich

Von Mittwoch bis Samstag, 14 Uhr, stimmen nun 278 Delegierte über die endgültige Saisonwertung bei den Erwachsenen sowie in der Jugend ab. Im Anschluss erfolgt die manuelle Auszählung der abgegeben Stimmen. Die Beschlüsse werden mit einfacher Mehrheit gefasst. Erforderlich zur Wirksamkeit ist, dass mindestens die Hälfte der Delegierten ihre Stimme abgeben, sich also entweder für die Saisonbeendigung oder die Fortsetzung ab 1. September entscheiden.

 

Kommentar von Marcel Schlegel (Zollern-Alb-Kurier) zum Härtefall des FC 07 Albstadt

 „Fairness auch im Einzelfall“

Man müsste schon mit reichlich Selbstlosigkeit beseelt sein, um ein unverschuldetes Schicksal, wie es den FC 07 Albstadt diese Saison ereignete, ohne Widerstand hinzunehmen. Über die Hälfte der Hinrunde führten die Blau-Weißen die Landesliga-Tabelle an, waren auf dem besten Weg zurück in die Verbandsliga. Es folgte: eine Kette teils kurioser Ereignisse, die dem Team von Trainer Alexander Eberhart die Tabellenführung, den Aufstieg oder genauer den Quotienten vermasselten, mit dem der Verband (WFV) die wegen der Pandemie abgebrochene Saison abwickeln möchte.

 

Besserer Torquotient gibt den Ausschlag

Es ist die Brutalität des Einzelfalls, die das blau-weiße Fußballherz dieser Tage schier wahnsinnig macht. In nahezu allen Parametern war der FC 07 bis zum Saisonabbruch gleichauf oder besser als der VfB Friedrichshafen, der nun hoch darf. Gleich viele Punkte und Siege gesammelt, direkten Vergleich und Herbstmeisterschaft für sich entschieden. Doch bei identischem Punktequotienten zählt der bessere Torquotient. Und in dieser Kategorie liegen die „Häfler“ in der Landesliga Staffel 4 eben vorne. So ist Fußball, für Corona kann keiner was und ohnehin ist es doch logisch, dass es bei einer solchen Ausnahmesituation Verlierer geben wird, könnte man nun sagen.

 

Neun Treffer in die blau-weiße Seele

Doch hier wird’s aus Albstädter Sicht unerträglich: Denn die ausschlaggebenden Treffer erzielte Friedrichshafen im Lokalderby gegen den SV Kehlen – ausgerechnet am letzten Spieltag vor Corona, während die Nullsiebener witterungsbedingt aussetzen mussten. Die Pointe: Der VfB gewann mit 9:0. Neun Treffer in die blau-weiße Seele.

 

Daniel Di Leo hat wenig Mitleid

Ein „Gschmäckle“ bekommt da eine Aussage wie die von VfB-Trainer Daniel Di Leo, der über die Bodensee-Presse sinngemäß mitteilen ließ, er habe wenig Mitleid mit dem FC 07 und freue sich schon auf die „ein oder andere Kiste“, die man mit den Fußballern aus dem fünf Kilometer entfernten Nachbarort Kehlen auf die Meisterschaft trinken werde.

Die Wahl zum fairsten Sportsmann wird Di Leo in diesem Leben wohl nicht mehr gewinnen.

 

WFV muss Variablen festlegen

Und darum geht’s den Albstädtern: um Fairness. Abzusehen war, dass ihr Antrag scheitern wird, den sie mit 32 weiteren Zweitplatzierten vor dem WFV einbrachten, denen das Relegationsrecht ebenfalls entzogen wurde. Dass Relegation lediglich Aufstiegschance bedeutet und aufgrund der Ausnahmesituation ausgesetzt werden kann, dazu hatte sich der Verband schließlich schon geäußert und konstatierte nun „keine neuen Argumente“. Zurecht, schließlich musste der WFV Variablen festlegen; er entschied sich für den Quotienten und setzte den Abstieg aus. Das ist fair.

 

Albstadt faktisch gleichauf

Die Albstädter aber hofften, Stuttgart könnte sie per Härtefall in die Verbandsliga hieven. Ihr Argument: dass sie anders als die anderen 128 Zweitplatzierten im Verband, deren Quotient schlichtweg schlechter ist, faktisch gleichauf mit dem Ersten sind. Der gerechtesten Lösung habe man sich verschrieben, begründete der WFV die Quotientenregel. Gerecht wäre hier anzuerkennen, dass es zwischen Albstadt und Friedrichshafen keinen sportlichen Unterschied gibt.

 

Präzedenzfall in Ostwestfalen

Schon im Mai hatten die Albstädter sich im Alleingang an WFV-Geschäftsführer Frank Thumm gewandt, ihren atypischen Fall schriftlich dargelegt und auf einen ähnlichen Präzedenzfall in Ostwestfalen verwiesen, wo dem quotientengleichen Zweiten SV Oetinghausen der Aufstieg gewährt wurde. Vergeblich.

 

Warum wird keine Ausnahme gemacht?

Die Blau-Weißen fragen nun, warum Ausnahmen im Sinne sportlicher Fairness nicht durchgewinkt werden? Weil dann alle Zweiten ankämen vielleicht? Oder warum der WFV-Pokal als Play-Off-Wettbewerb zu Ende gespielt werden soll, aber eine vom Prinzip her ähnlich aufgebaute Relegation nicht möglich ist? Vielleicht wegen des Finaltags der Amateure, der mit Werbe- und Fernsehgeldern verbunden ist?

 

Keine Klage

Die Anfragen aus Albstadt verhallten in Stuttgart. Klagen werde man dennoch nicht, beteuert FCA-Vorstand Markus Conzelmann am Montag. Man akzeptiere das Urteil, aber nicht dessen Art und Weise.

Das A in Albstadt steht offenbar für Altruismus – also Selbstlosigkeit.

 

 

Mittwoch, 10.06.2020

Wie vermutlich allgemein bekannt wird der am 20. Juni 2020 digital per Internet durchgeführte, außerordentliche WFV-Verbandstag über den Vorschlag des Saisonabbruchs votieren. Stimmberechtigt sind die jeweiligen Delegierten aus den WFV-Bezirken. 

Außer der Tatsache, daß rund 600 Vereine an den WFV gerichtete Stellungnahmen und Änderungsanträge sandten, haben sich nun zahlreiche Tabellenzweite diverser Ligen zu einer gemeinsamen, zusätzlichen Antragsaktion entschlossen. Dies wird in den beiden folgenden Zeitungsberichten thematisiert.

 

Presseberichte

Zollern-Alb-Kurier, 10.06.2020 

Corona-Saisonaus in Württemberg:

Auch die Zweitplatzierten wollen hoch

Von Marcel Schlegel

 

Aus fotorechtlichen Gründen kann hier leider das Pressebild nicht gezeigt werden.

Albstadt-Vorstand Markus Conzelmann: „Die Brutalität der Entscheidung ist in unserem Ausnahmefall besonders groß.“

 

Über 30 Fußballvereine, darunter vier aus dem Bezirk Zollern, kritisieren die Quotientenregel und fordern den WFV auf, auch die Zweitplatzierten aufsteigen zu lassen.

Die Tragik, mit der die Corona-Pandemie dem FC 07 Albstadt potenziell die Verbandsliga-Rückkehr vermasselt hat, ist beim Blick auf die nüchternen Fakten kaum zu übersehen. Deshalb hat sich der Landesligist einem Antrag angeschlossen, den insgesamt 33 Vereine aus zehn der 16 Bezirke im Gebiet des Württembergischen Fußballverbands unterzeichnet und an WFV-Geschäftsführer Frank Thumm adressiert haben. Zu den Unterzeichnern zählen unter anderem auch die Zollern-Teams SG Weildorf/Bittelbronn (Kreisliga A2), TSV Stein (B3) und der TSV Frommern (A1), dessen Sportlicher Leiter Uwe Vieth den Antrag offenbar stellvertretend für den „Klub der 33“ beim WFV einreichte. Den deckungsgleichen Antrag haben zudem 26 weitere Vereine an den Südbadischen Verband (SBFV) gerichtet.

 

Quotientenregel ­„moralisch nicht korrekt“

Die Klubs eint, dass sie nach Anwendung der Quotientenregel, mit der der WFV die abgebrochene Saison sportlich beenden möchte, auf dem zweiten Tabellenplatz stünden und somit um einen möglichen Aufstieg gebracht würden, sofern die Vereinsdelegierten dem vom WFV vorgeschlagenen Corona-Modell auf dem Verbandstag am 20. Juni zustimmen, was realistisch ist. Dieses Abbruchszenario sieht wie beschrieben vor, die Saison 2019/20 regulär zum 30. Juni zu beenden, die Schlusstabellen mithilfe des Quotienten aus Punktestand und Spielanzahl zu bestimmen, den dann Erstplatzierten den Aufstieg zu ermöglichen und den Abstieg einmalig auszusetzen.

Die Zweitplatzierten fordern nun, dass den Mannschaften auf den Relegationsplätzen zusätzlich ein direktes Aufstiegsrecht gewährt wird, sie also ebenfalls aufsteigen dürfen. Diesen „die Aufstiegschance von vornherein zu nehmen, halten wir generell, moralisch und aus sportlichen Gründen nicht für korrekt“, heißt es in dem fünfseitigen Dokument, das unserer Zeitung vorliegt.

Der Verband bestätigte den Erhalt desselben. Da dieses jedoch erst am späten Montagabend beim WFV eingegangen sei, müsse der Antrag zunächst inhaltlich und rechtlich geprüft werden, ehe der Verband dazu verbindlich Stellung beziehen könne, sagte am Dienstag WFV-Pressesprecher Heiner Baumeister, der den 33 Klubs jedoch zusicherte, deren Anliegen in der Vorstandssitzung am Freitag zu berücksichtigen. Vieth und Co. hoffen darauf, dass über ihren Antrag nicht nur die WFV-Führung, sondern in letzter Instanz die Delegierten beim Verbandstag in rund zwei Wochen entscheiden dürfen, der Antrag also zur ordentlichen Diskussion zugelassen wird. „Diese Aktion kostete viele zusätzliche Stunden ehrenamtlicher Leidenschaft“, so Vieth. „Er ist einmalig solidarisch und lässt uns den Glauben an das Gute nicht verlieren. Denn es geht uns um sportliche Fairness – das wichtigste Gut im Fußball.“ Zuvor hatten weitere Zweitplatzierte aus dem Bezirk Zollern sich über die WFV-Vorschläge geärgert.

 

WFV dämpft Erwartungen

Baumeister macht den Antragstellenden derweil wenig Hoffnung. „Nach einer ersten Durchsicht und unter Vorbehalt der besagten Vorläufigkeit erkennen wir keine neuen Argumente“, sagt er. Tatsächlich hatte der Verband den württembergischen Klubs bis Ende Mai die Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben, insgesamt 600 Rückmeldungen bekommen und dabei für seinen Vorschlag offenbar eine „überwältigende Mehrheit“ von „mehr als 80 Prozent der Vereine“ Zustimmung erhalten. Vieth beteuert indes, dass die Unterstützer-Basis für den Gegenantrag grundsätzlich noch größer sei. Manche Vereine hätten den Antrag jedoch nur deshalb nicht unterzeichnet, weil sie vom WFV noch weitergehende Schritte fordern würden, zum Beispiel, dass auch Absteiger bestimmt werden sollten, schreibt der Frommerner in seiner Erklärung. Auch die Kornwestheimer Zeitung hatte von einem solchen weiteren Antrag, der offenbar vom Kreisligisten SV Pattonville angestoßen wird, berichtet. Vieth: „Unser Anliegen aber ist es, dass es bei einem potentiellen Abbruch überhaupt keine Verlierer geben darf.“

 

FC 07 Albstadt trifft es besonders hart

Der größte Verlierer der Quotientenregel dürfte im WFV-Gebiet derweil der FC 07 Albstadt sein. Die Blau-Weißen sind in der Landesliga-Staffel 4 punktgleich mit dem VfB Friedrichshafen Tabellenzweite, auch ist der Quotient beider Teams identisch – sowohl nach der Vorrunde, als auch nach den Partien, die nach der Winterpause und vor dem Corona-Stopp am 12. März noch ausgetragen werden konnten. Schlussendlich weist die um vier Treffer bessere Tordifferenz pro Friedrichshafen, das nun mit der Verbandsliga planen kann.

Markant: Ausgerechnet die letzten beiden Spieltage vor dem Corona-Stopp dürften wohl den Ausschlag gegen die Eberhart-Elf gegeben haben. Vor diesen wies der FC 07 eine bessere Tordifferenz auf. Dann siegte der VfB gegen die Kellerkinder Weingarten (5:1) und Kehlen (9:0) jeweils außergewöhnlich hoch, während die Albstädter beim Tabellenachten Mietingen (2:0) und Landesliga-Siebten Ravensburg 2 (3:1) zwar ebenfalls siegreich blieben, gegen die vermeintlich stärkeren Gegner aber weniger Treffer erzielten. Und vor allem am Wochenende vor der Corona-Unterbrechung aufgrund der schlechten Wetterlage nicht mehr in Mengen antreten durften, während Friedrichshafen die Kehlener mit 9:0 abschoss. Mit diesen neun geschossenen Toren im Lokalderby vor dem Saisonabbruch drehte der VfB seine Torbilanz gegenüber Albstadt von -5 zu +4 um und entschied so mutmaßlich den Aufstieg für sich.

Weiterhin brutal aus Sicht der Nullsiebener: In allen der 13 von den Landesverbänden im Vorfeld diskutierten Szenarien hätte der FC 07 am Ende die Nase vor dem VfB oder zumindest noch die Chance auf den Aufstieg gehabt, das heißt: in allen außer dem einen, das der WFV nun vorschlägt. Die Albstädter wurden Herbstmeister, hatten nach dem entsprechenden 16. Spieltag bei gleichem Quotienten das bessere Torverhältnis; sie gewannen den direkten Vergleich mit dem Bodensee-Klub (2:1) und haben nach 16 wie 18 Spieltagen mehr Treffer erzielt.

 

Conzelmann wünscht sich Härtefallprüfung

Der scheidende Vorstand Markus Conzelmann beteuerte abermals, nicht gegen den WFV klagen zu wollen und letztlich jede Entscheidung der Delegierten zu akzeptieren. „Die Urteile, die Corona von den Entscheidern auf allen Ebenen abverlangt, sind extrem schwer zu treffen. Und jeder Beschluss hat Vor- und Nachteile, jeder seine Gewinner und Verlierer“, so Conzelmann, der aber darauf verweist, dass der Albstädter ein Sonderfall sei. „Wir haben kein Problem damit, ‚unliebsame‘ Beschlüsse zu tolerieren und zu akzeptieren. Auch können wir Recht und Gerechtigkeit auseinanderhalten“, so der Nullsieben-Funktionär, der Ende des Monats in den sportlichen Ruhestand gehen wird. „Aber die Brutalität der Entscheidung ist in unserem Ausnahmefall besonders groß.“

Unter den 128 Zweitplatzierten im WFV-Gebiet weist der FC 07 Albstadt tatsächlich den höchsten Quotienten auf und ist mit keiner anderen Konstellation an der Tabellenspitze zu vergleichen. „Ich denke, in einem solchen atypischen, singulären Fall wäre eine Härtefallprüfung mit geringem Ermessenskorrirdor angebracht“, findet Conzelmann.

 

 

Anmerkung der FC 07-Homepage-Redaktion zum folgenden  Bericht des Schwarzwälder Bote :

Die erwähnten Meister (ist man zurecht nach komplettem, regulären Abschluß einer Runde) sind im Falle des Saisonabbruchs – mittels Sonderregelung – Tabellenführer mit Aufstiegserlaubnis. Die in der Überschrift unglücklicherweise so titulierten „Rebellen“ machen von ihrem demokratischen Recht der freien Meinungsäußerung und vor allem Antragsstellung legitimen Gebrauch.

 

 

Schwarzwälder Bote, 10.06.2020

Saisonabbruch: „Rebellen“ legen Alternativplan vor

Von Lorenzo Ligresti

Der FC 07 Albstadt könnte zu den großen Verlierern der aktuell von den Verbänden vorgesehenen Auf- und Abstiegsregelungen zählen. 

Am 20. Juni beim WFV-Verbandstag wird entschieden, ob die Fußball-Saison in den unteren Ligen vorzeitig beendet wird. Alles deutet darauf hin. Nur mit der von den Verbänden vorgesehenen Auf- und Abstiegsregelung sind einige Vereine nicht einverstanden.

33 Vereine des Württembergischen Fußballverbands (WFV) haben einen Alternativvorschlag zu dem der Verbände erarbeitet. 26 Teams aus dem Gebiet des Südbadischen Fußballverbands (SBFV) haben einen identischen Antrag gestellt. Die Forderung: Auch die auf den Relegationsplätzen der Kreis-, Bezirks- und Landesligen stehenden Mannschaften sollen aufsteigen dürfen.

 

Aktuell würden nur die Meister aufsteigen

Der Status Quo sieht das momentan nicht vor. WFV, SBFV und der Badische Fußballverband (BFV) hatten sich in einer gemeinsamen Erklärung dafür ausgesprochen, die laufende Saison zum 30. Juni zu beenden. Mithilfe der Quotientenregel (erreichte Punkte geteilt durch absolvierte Spiele) sollen die Abschlusstabellen ermittelt werden. Der jeweilige Meister steigt auf, Absteiger soll es keine geben. Und genau gegen diese angedachte Auf- und Abstiegsregelung wehren sich jetzt einige Vereine – vor allem die Zweitplatzierten.

„Den Mannschaften auf den Relegationsplätzen (…) die Aufstiegschance von vorne herein zu nehmen, halten wir generell, moralisch und besonders aus sportlichen Gründen nicht für korrekt“, heißt es in dem Antrag der 33 Vereine an den WFV. Aus dem Bezirk Zollern haben sich der FC 07 Albstadt, der TSV Stein, die SG Weildorf/Bittelbronn und der TSV Frommern eingebracht.

„Wir wollen einfach nur, dass alle Vereine gleich behandelt werden. Wenn man die Saison abbricht, darf es keine Verlierer geben“, sagt Uwe Vieth, Fußballabteilungsleiter beim TSV Frommern. Der TSV ist als Tabellenzweiter in der Kreisliga A1 einer der Klubs, die zu den Verlierern zählen würden und war einer der federführenden Vereine bei der Erstellung des Antrags. „Für die Regelung, wie sie im Moment besteht, kann ich aus moralischer Sicht kein Verständnis aufbringen. Von uns wird jedes Wochenende auf dem Platz – absolut zurecht – verlangt, dass wir Fairness zeigen und leben. Warum sollte das also nicht auch neben dem Platz so sein?“

Deshalb fordern die Klubs den WFV dazu auf, sich zumindest mit der von ihnen dargelegten Variante für Auf- und Abstieg auseinanderzusetzen. Die Korrektur der dann zwangsläufig überschrittenen Sollstärke der Ligen würde dem Vorschlag zufolge durch einen verschärften Abstieg in der Folgesaison korrigiert werden. Am Beispiel des Bezirks Zollern wird deutlich, dass der Spielbetrieb in den Kreisligen A und Bezirksligen mit mehr Teams zumindest eine Herausforderung wäre. Wie die 33 Vereine in ihrem Antrag ausführen, würde die Bezirksliga Zollern von 15 auf 17 aufgestockt werden (zwei Aufsteiger in die Landesliga, vier Aufsteiger aus den Kreisligen A). Der Teilnehmerpool der Kreisligen A1 und A2 würde von 28 auf 30 Teams steigen (vier Aufsteiger in die Bezirksliga, sechs Aufsteiger aus den Kreisligen B). Da in den Kreisligen B dann nur noch 28 Mannschaften spielen würden, sieht die Lösung der Vereine vor, dass es in der Saison 2020/2021 nur noch zwei B-Staffeln gibt. „Es wäre ein organisatorisch anstrengendes Jahr – dafür gäbe es aber keine Verlierer“, sagt Vieth.

Neben dem TSV Frommern sind auch die anderen drei Zollern-Klubs direkt betroffen von dem aktuellen Stand der Dinge. Die SG Weildorf/Bittelbronn führt das reguläre Klassement der Kreisliga A2 zwar an. Der SV Heiligenzimmern würde allerdings im Falle eines Saisonabbruchs mit dem höheren Quotienten (2,61 gegenüber 2,46) an der SG vorbeiziehen, die damit keine Möglichkeit mehr auf den Aufstieg in die Bezirksliga hätte. Das gleiche Schicksal würde den TSV Stein, Zweitplatzierter der Kreisliga B3, ereilen.

Besonders kurios und bitter würde es den FC 07 Albstadt treffen: Als amtierender Tabellenführer und Herbstmeister hatten die Albstädter beste Chancen auf die Meisterschaft. Dann wurde jedoch die Partie beim FC Mengen am 29. Februar abgesagt. Zeitgleich konnte der VfB Friedrichshafen jedoch spielen und zog mit Albstadt gleich (beide haben einen Quotienten von 2,44). Das Derby gegen den SV Kehlen gewann Friedrichshafen mit 9:0 – nachdem sie bereits eine Woche zuvor gegen Weingarten mit 5:0 triumphiert hatten. Damit hatte der VfB plötzlich das bessere Torverhältnis – und wird nun voraussichtlich in die Verbandsliga aufsteigen, während Albstadt auf der Strecke bleibt. „Wir werden jede Entscheidung akzeptieren und auch von einer Klage absehen. Aber natürlich ist die Konstellation aus unserer Sicht maximal brutal“, sagt der Vorsitzende der Albstädter, Markus Conzelmann.

 

„Machen uns keinerlei Hoffnungen“

Ob der Alternativvorschlag allerdings auf offene Ohren beim Verband trifft, bezweifelt Uwe Vieth: „Ich bin eher pessimistisch. Der WFV ist bislang kaum auf das Feedback der Vereine eingegangen und hat überhaupt nicht versucht, mit ihnen in einen Dialog zu treten“, kritisiert er die mangelnde Kommunikation von Verbandsseite. Die betroffenen Klubs seien vor (fast) vollendete Tatsachen gestellt worden.

Auch Markus Conzelmann kann sich keine Entscheidung zugunsten des Vorschlags vorstellen: „Es wird sich wohl nichts mehr ändern. Wir machen uns keinerlei Hoffnungen.“ Dennoch wollten die Vereine versuchen, Gehör zu finden: „Dann können wir uns auf jeden Fall nichts vorwerfen. Mehr als den WFV zu bitten, über unseren Vorschlag nachzudenken, können wir nicht tun“, so Vieth.